Damit Privat- und Geschäftsreisende aus dem In- und Ausland unsere Stadt weiterhin besuchen und das Bewusstsein der Hamburger Bürger für die Bedeutung des Touris-mus als Wirtschaftsfaktor kontinuierlich gesteigert wird, sind folgende 10 Forderungen konsequent zu verfolgen:

1. Sensibilisierung für den Tourismus in der Stadt

Im Zuge des wachsenden Tourismus wird es für die Akzeptanz in der Hamburger Bevölkerung immer wichtiger, dass die Bedeutung dieses Wirtschaftsfaktors verstärkt nach innen kommuniziert wird. Gleichzeitig ist deutlich zu machen, dass die touristischen Einrichtungen ganz wesentlich zum Erlebniswert und zur Steigerung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner unserer Stadt beitragen und nicht nur für die Besucher da sind. Nur durch ein intensives Binnenmarketing lässt sich verhindern, dass sich Wi-derstand gegen die touristische Entwicklung unserer Stadt bildet und das weitere Wachstum gefährdet wird. Eine Entzerrung der Touristenströme hilft Hamburgs Bevölkerung, auch den Wert des Tourismus noch besser schätzen zu können und damit seine Akzeptanz zu gewährleisten. Hamburgs sieben Bezirke bieten eine Vielzahl von touristi-schen Anziehungspunkten: Vom Treppenviertel und dem Elbstrand in Blankenese bis zum Bille-Wanderweg und der Sternwarte in Bergedorf oder vom Naturparadies Duvenstedter Brook bis zu den Schwarzen Bergen in Harburg. Die Einzigartigkeit und Viel-falt des touristischen Angebotes muss nicht nur den Gästen, sondern auch den Bewoh-nern der Stadt stärker ins Bewusstsein gerückt werden.

2. Förderung der Willkommenskultur für Besucher aus dem In – und Ausland

Wenn Hamburg seinem Anspruch gerecht werden will, ein Gastgeber von internationalem Format zu sein, dann muss die Einrichtung eines Welcome-Centers in zentraler Innenstadtlage entschlossen in Angriff genommen werden. Das Center soll gleichermaßen Informationszentrum für Hamburg Besucher sein und auch Neubürgern die Möglichkeit bieten, sich mit den städtischen Strukturen vertraut zu machen. Es gibt dafür verschiedene Flächenoptionen, die zur Entscheidungsreife geführt werden müssen. Um die Pla-nungen optimal zu koordinieren und voranzutreiben, sollte eine Arbeitsgruppe unter der Federführung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation eingerichtet werden, in der die maßgeblichen Entscheidungsträger vertreten sind.

3. Kultur – und Tourismustaxe (KTT) als zweckgebundene Finanzierungsquelle sicher stellen

Die KTT bietet die Möglichkeit, gezielt Projekte in Angriff zu nehmen, die sonst nicht finanzierbar wären. Damit dies auch künftig so bleibt, ist es unabdingbar, dass diese Finanzmittel nicht zweckentfremdet und damit der Förderung von Kultur und Tourismus in Hamburg entzogen werden. Die KTT darf zudem nicht als Dauersubvention bestimmter Projekte verwendet werden oder gar Haushaltsdefizite auffüllen, die aus der Kürzung staatlicher Etats entstehen. Hierfür ist es auch erforderlich, dass die Projektmittel stärker als bisher für die Tourismus-, Sport- und Kulturwirtschaft geöffnet werden. Gerade aus der Wirtschaft kommen innovative Ideen, die die Tourismusdestination Hamburg voranbringen. Häufig bedürfen sie zu ihrer Umsetzung einer Anschubfinanzierung wie der Verwendungszweck der KTT es vorsieht.

4. Für eine starke Tourismusmarketing – Organisation

Vor über 25 Jahren hat die Freie und Hansestadt Hamburg ein Organisationsmodell für das Tourismusmarketing der Stadt gewählt, das der Garant für den beispiellosen Erfolg des Tourismus geworden ist. Dieses Modell ist Benchmark für viele nationale und internationale Destinationen. Das verbindliche Zusammenwirken von öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen in der Hamburg Tourismus GmbH hat dafür gesorgt, dass Interessen gebündelt, Projekte, Messen und Aktionen finanziert, Konflikte fair beigelegt und gemeinsame Interessen im Sinne der Stadt verfolgt werden. Dieses gesell-schaftsrechtliche Modell heißt es zu bewahren, zu stärken und weiter als die Basis einer prosperierenden Tourismuswirtschaft zu fördern.

5. Förderung eines nachhaltigen Wachstums

Um das für die Prosperität unserer Stadt notwendige Wachstum auch im Tourismus zu generieren, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung des touristischen Angebotes erforderlich. Sie umfasst sowohl quantitative als auch qualitative Komponenten. Das Hotelangebot hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Kapazitätserweiterungen sind deshalb insbesondere dann sinnvoll, wenn sie zielgruppenorientiert erfolgen. Für die Entwicklung der Stadt ist eine Erweiterung der Kultur- und Freizeiteinrichtungen unabdingbar. Die Elbphilharmonie wird ein neues Wahrzeichen der Stadt. Die Errichtung eines Deutschen Hafenmuseums in Hamburg mit dem dafür am besten geeigneten Standort, die 50er Schuppenstrecke als Ankerpunkt, muss konsequent umgesetzt werden.

Bei der Bearbeitung internationaler Märkte gibt es noch Spielraum nach oben. Vor allem der arabische und chinesische Markt hat Potenziale, die trotz gezielter Aktivitäten bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Hier gilt es, die gemeinsamen Anstrengungen der Bündnispartner in Hamburg noch stärker zu forcieren und die Chancen für weitere Marktanteile zu nutzen.
Nachhaltiger Tourismus erfordert qualifizierte Fach- und Führungskräfte für die Branche. Im Fokus stehen dabei die Aus- und Weiterbildung von Schulabgängern und Quereinsteigern. Vor allem auch Nichthamburger sind tatkräftig zu unterstützen, so dass es ihnen erleichtert wird, in Hamburg Fuß zu fassen. Dazu gehört auch die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum.
Die gesamte Tourismusbranche ist hochintegrativ. Sie bietet eine Chance, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt aufzunehmen und auszubilden. Hierfür müssen die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden.

6. Ausbau der touristischen Infrastruktur in Hamburg

In diesem Handlungsfeld hat Hamburg Nachholbedarf. Kostenfreier WLAN-Zugang im öffentlichen Raum ist internationaler Standard. Die Hamburg-Besucher erwarten deshalb, dass dieser Service in unserer Stadt zur Verfügung steht. Hamburg arbeitet zwar daran, den Anschluss an das internationale Niveau herzustellen, doch dieser Prozess ist noch zu langsam und muss unbedingt beschleunigt werden.

Fußgängerleitsysteme sollen es den Besuchern erleichtern, sich in den innerstädtischen Quartieren optimal zu orientieren. In der City hat sich diese Orientierungshilfe bereits sehr bewährt. An den touristischen Hotspots, wie St. Pauli und der HafenCity sucht man sie hingegen vergebens. Hamburg braucht deshalb einen Stufenplan, der schrittweise die bestehenden Lücken schließt.

Der Einzelhandel in der Hamburger Innenstadt ist auf die Kunden außerhalb Hamburgs angewiesen, denn sie liefern wesentliche Anteile des Umsatzes. Diese Kunden kommen bevorzugt mit dem PKW. Für den Einzelhandel, der in hartem Wettbewerb zu den Internetanbietern steht, ist deshalb die Erreichbarkeit der Innenstadt von existentieller Bedeutung. Das gilt gleichermaßen für die Zu- und Abfahrten wie für eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen, auch im öffentlichen Straßenraum.

Der Bustourismus ist wesentlicher Bestandteil des Tourismus in Hamburg und gewinnt weiterhin an Bedeutung. Mit dieser Entwicklung hält das infrastrukturelle Angebot nicht mit. Hamburg braucht dringend mehr Parkplätze für Reisebusse und ein Leitsystem, das die Busse optimal an diese Plätze heranführt. Unter Federführung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sollte deshalb ein Handlungskonzept erarbeitet werden, das anschließend sukzessive umgesetzt wird.
Der Wohnmobiltourismus ist ein wichtiger Faktor innerhalb des Tourismus. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, benötigt Hamburg eine ausreichende Zahl an zentrumsnahen Stellplätzen.

Einer der wichtigsten Anlaufstellen für Hamburger Gäste ist der Hauptbahnhof und damit zugleich Visitenkarte unserer Stadt. Dieser ist jedoch in die Jahre gekommen und braucht dringend eine „Verjüngungskur“. Für einen entsprechenden Ausbau gib es bereits Pläne, deren Umsetzung zügig in Angriff genommen werden muss. Neben der Kapazitätserweiterung ist es dabei wichtig, den Bahnhof so zu gestalten, dass ein höchstes Maß an Aufenthaltsqualität erzielt wird.

Barrierefreiheit im Öffentlichen Personennahverkehr hat in Hamburg bereits einen hohen Stellenwert. Der barrierefreie Zugang zu den Schnellbahnhaltestellen wird kontinuierlich ausgebaut. An einigen Haltestellen gibt es auch schon Orientierungshilfen für gehörgeschädigte oder sehbehinderte bzw. blinde Menschen. Dass hieran konzentriert weitergearbeitet wird, ist für die betroffenen Menschen in Hamburg sehr wichtig. Gleichermaßen aber auch für den Tourismus von Bedeutung, weil Menschen mit Behinderung ihre Reiseziele immer mehr danach auswählen, wo sie entsprechende Barrierefreiheit finden. Zur Förderung der Elektromobilität wurde im August 2014 ein Masterplan aufgesetzt. Hamburg hat von daher die entsprechenden Weichen gestellt. Jetzt muss an der konse-quenten Umsetzung dieser Planungen gearbeitet werden.

7. Schärfung des Profils als Shoppingstandort in Hamburg

Das Shoppingangebot Hamburgs kann dem Vergleich mit internationalen Metropolen standhalten. Die Innenstadt bietet ein fußläufiges Shoppingquartier mit attraktiven Ein-kaufsstraßen und vielfältigen Passagen. Szene-Viertel wie das Karoviertel oder die Schanze bieten individuelle Mode, Unikate und Raritäten. Die Shoppingcenter in den Bezirken offerieren vielfältige und wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten. Im Überseequartier entsteht ein Shoppingareal mit einer erheblichen Erweiterung der Verkaufsflächen.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gilt es, das Profil Hamburgs als Shoppingdestination zu schärfen. Shopping muss als Reiseanlass für Touristen stärker in den Fokus der Marketinggesellschaften gerückt werden. Aus Sicht der internationalen Touristen wäre eine Flexibilisierung der Sonntagsöffnungen, etwa im Advent, eine willkommene Angebotserweiterung.

8. Lebendige Kulturstadt Hamburg als Touristenmagnet fördern

Hamburg verfügt über ein reichhaltiges kulturelles Leben. Angereichert durch das Komponistenviertel, der Staatsoper und den klassischen Ensembles der Stadt wird die Elbphilharmonie ein starker Anker für Klassik sein, der etwa mit Veranstaltungen wie dem Internationalen Musikfest Hamburg auf sich aufmerksam macht.

Die Clubszene der Stadt, den Erben der „Ära Starclub“ und der legendären Beatles bilden die Ergänzung für Partygänger und Livemusikliebhaber ebenso, wie Elbjazz und Reeperbahnfestival zu Aushängeschildern unserer Stadt geworden sind.
Diese Stärken muss unsere Stadt in ihrer Vermarktung nutzen. Seine vielfältige Kultur- und Theaterlandschaft erfüllt internationale Maßstäbe und wird durch die Elbphilharmonie noch weiter in den Fokus rücken.

9. Neue Wege bei Großveranstaltungen

Großveranstaltungen machen unsere Stadt interessant, bringen neue Gäste mit sich und produzieren Bilder unserer Stadt, die für das Marketing von unschätzbarem Wert sind. Primär finden diese Veranstaltungen in der Hamburger Innenstadt statt. Die Citywirtschaft in der Innenstadt spürt Auswirkungen beim Kundenverhalten und würde eine Entzerrung begrüßen. Veranstaltungen, die die Erreichbarkeit der City beeinträchtigen, sollten darum dahingehend überprüft werden, ob sie auf die Marke Hamburg einzahlen und ob sie anstatt in der Hamburger City an anderer Stelle in einem von Hamburgs sieben Bezirken stattfinden können. Dafür ist eine enge Einbindung aller Bezirke erforderlich.

Notwendig ist zudem, dass das für die Akquisition von Veranstaltungen zuständige Hamburg Convention Bureau international nach Veranstaltungen sucht, die für Hamburg gewinnbringend sind. Dabei sollte es eng mit dem in Hamburg eingerichteten Eventausschuss zusammenarbeiten. Dessen Entscheidungsbefugnis muss so ausgebaut werden, dass er bezirksübergreifend entscheiden kann, ob und wo eine Veranstaltung in Hamburg stattfindet. Gehandelt werden sollte nach dem Grundsatz, nur noch Veranstaltungen zu genehmigen, die die Stadt durch ihre Einzigartigkeit attraktiver machen und sich auch außerhalb der City in den Bezirken durchführen lassen.

10. Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt

Die Sicherheit ist elementarer Bestandteil der Aufenthaltsqualität in einer Stadt. Das gilt generell, aber natürlich im Besonderen für die touristischen Hotspots. Reisende wissen angesichts der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten sehr wohl abzuwägen, wo sie sich zumindest subjektiv sicher fühlen und treffen danach ihre Entscheidung über das Reiseziel. Um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen, muss es deshalb ein grundsätzliches Anliegen von Politik und Verwaltung in Hamburg sein, der Gewährleistung der Sicherheit höchste Priorität einzuräumen. Das bedeutet in der Konsequenz, die Polizeipräsenz deutlich zu erhöhen, wo es erforderlich ist. Um dies möglich zu machen, darf auch die dafür gegebenenfalls notwendige Aufstockung der Zahl an Beamten kein Hinderungsgrund sein. Außerdem sollten alle Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsdienstleistern ausgeschöpft werden.

Der erste Eindruck zählt und das Erscheinungsbild der Stadt ist ihre Visitenkarte. Mehr Sauberkeit auf Hamburgs Straßen und eine regelmäßige Reinigung und Pflege von Parkanlagen sind erforderlich. Ungepflegtes Straßenbegleitgrün schmälert den Wohlfühlfaktor ebenso wie herumliegender Abfall. Hamburg tut gut daran, seine Bemühungen um eine saubere Stadt auf dem Niveau fortzusetzen, auf dem es etwa auf dem Rathausmarkt angelangt ist. Internationaler Standard ist auch die ausreichende Verfügbarkeit öf-fentlicher Toiletten. Hamburg hat hier absoluten Nachholbedarf. Das gilt sowohl hinsichtlich ihrer Anzahl an den touristischen Brennpunkten als auch für die jeweiligen Öffnungszeiten. Der TVH begrüßt es deshalb außerordentlich, dass die Stadt nunmehr fest entschlossen ist, dieses Thema anzugehen. Ein erster Schritt ist die Evaluation und die Zusammenführung der Zuständigkeiten bei der Stadtreinigung. Der TVH wird jetzt die Gelegenheit nutzen, seine konkreten Vorschläge einzubringen und den Prozess kontinuierlich zu begleiten.

Der TVH fordert Senat und Bürgerschaft auf, sich des Themas Tourismus wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung zum Wohle unserer Stadt, ihrer künftigen Entwicklung und Wahrnehmung der Welt-Öffentlichkeit anzunehmen und entsprechend den oben ausgesprochenen Empfehlungen zu handeln.

April 2016 | Der Vorstand des Tourismusverband Hamburg e.V.